675-Jahr-Feier in Au: Der Regen kommt zur falschen Zeit – Freising | ABC-Z
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Die Marktgemeinde Au wird ihre Feier aus Anlass der Verleihung des Marktrechts vor 675 Jahren im nächsten Jahr nachholen. Pünktlich zum Höhepunkt des Festjahres, dem Jubiläumswochenende Mitte September, öffnete der Himmel seine Schleusen. Es regnete ohne Unterlass, alle Mühen waren umsonst, das Fest wurde abgesagt. Später beschloss der Marktgemeinderat, es im Juli des nächsten Jahres nachzuholen.
Der Festausschuss hatte seit Oktober des vergangenen Jahres Hunderte Stunden und „Herzblut“ in die Planung der Veranstaltung investiert, hieße es in einer Pressemitteilung zur Absage. Umso größer sei nun die Enttäuschung: „Es war eine sehr schwierige Entscheidung, die mit dem Verstand getroffen wurde.“ Nach den ersten Wettervorhersagen sei viel diskutiert worden, doch seien am Ende die Bedenken größer gewesen.
Was blieb, war der Jubiläumsabend Mitte September. Für den hatte sich das Festkomitee etwas Besonderes ausgedacht: Anstatt auf die üblichen und oft langwierigen Reden und Grußworte zu setzen, gestalteten die Organisatoren des Festabends eine lockere Talk-Runde auf der Bühne.
Ein weiterer Höhepunkt des Festjahres war die Aufführung des Schauspiels vom „Holledauer Fidel“. Die Liedertafel hatte das Singspiel in drei Akten den ganzen September über auf der Bühne der Hopfenlandhalle aufgeführt. Zur Premiere kam echter Hopfen zum Einsatz, der erst einen Tag zuvor geerntet worden war.
Anlass des Festjahres war die Erhebung des Dorfes Au zu einem Markt. Laut der Gemeindechronik ist es 675 Jahre her, dass Herzog Stephan von Bayern die Urkunde unterzeichnete, die dem Ort das Marktrecht verlieh. Eingesetzt hatte sich dafür laut den Angaben des Geschichtsschreibers Johann Prechtl Ulrich von Abensberg beim Kaiser Ludwig dem Bayern. Au hatte nun das Recht, „sich mit Zäunen und Gräben zu umfangen, auch daß sie Stock und Galgen und einen Wochenmarkt haben sollen“.
Das Festmotto ist mit dem Heimatgefühl der Holledauer verbunden
1349, das Jahr der Markterhebung, ist laut Chronik die erste offizielle urkundliche Erwähnung von Au, die erhalten ist. Viele Ortsteile der heute flächenmäßig größten Gemeinde im Landkreis Freising lassen sich dagegen schon viel früher nachweisen. Historiker gehen davon aus, dass eine Siedlung entlang des Leitersdorfer Baches zur Abens hin bestand. Ältere Erwähnungen von Pfarrei und Schloss belegen dies. Aus dem Ort wurde vor 675 Jahren ein mittelalterlicher Markt, heißt es in der Chronik, ein kleines regionales Zentrum, in dem sich an den Markttagen ein reges Leben auf der Hauptstraße entwickelte. Metzger, Bäcker, Handwerker und Bauern boten ihre Waren an, die Hauptstraße war zu einem Ort der Begegnung geworden.
1349, das Jahr der Markterhebung, fällt ins Spätmittelalter. Es hätte nahe gelegen, einfach ein mittelalterliches Fest zu veranstalten. Das war dem Festausschuss allerdings zu wenig. Die ganze Zeitspanne, von 1349 bis heute, sollte im Mittelpunkt stehen. Geplant war eine Festmeile mit großem Kunsthandwerkermarkt und Programm auf mehreren Bühnen im Ort. Nachgeholt wird all dies im Juli für die Auer Bürgerinnen und Bürger. Die Marktgemeinde legt ihren Radltag und ihr Sommerfest einfach zu einem großen Festwochenende zusammen.
„Hopfen und Heimat“
Im Laufe der Zeit haben sich viele Veränderungen ergeben. Im 19. Jahrhundert hatte sich der Hopfenanbau in der Hallertau stets weiterentwickelt. Heute ist sie das weltweit größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet. Der Hopfen prägt seitdem Land und Leute. Die Hauptstraße ist mit der Zeit zu einem Umschlagplatz für Hopfen geworden. Es entstanden Lagerhallen, die mittlerweile aufgegeben wurden. Über ihr künftiges Schicksal zerbrechen sich die aktuellen Marktgemeinderätinnen und die Marktgemeinderäte die Köpfe. Wirtshäuser prägen noch das Ortsbild, wenngleich ihre Zahl im Laufe der Zeit weniger wurde. Naheliegend war es deshalb, als Motto das Heimatgefühl der dort wohnenden Menschen mit der Pflanze zu verbinden, der die Region ihren Wohlstand verdankt. So lautet das Thema im Jubiläumsjahr „Hopfen und Heimat“.
Vieles, das sich während der Festwochen ereignete, wird sich in das Gedächtnis der Marktgemeinde einprägen. So etwa die alten Geschichten, die Ritsch Ermeier während seiner Erzählungen in den Wirtshäusern der Marktgemeinde wieder aufleben ließ, bevor sie in Vergessenheit geraten. Die Auer selbst konnten mit eigenen Fotos die jüngere Geschichte der Marktgemeinde dokumentieren.