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250 Jahre Caspar David Friedrich: Die Welt mit Friedrich sehen | ABC-Z

Der Mann war ein geübter Wanderer, aber seinen Bewunderern mutet er keine langen Wege zu. Genauer genommen ist es natürlich nicht Caspar David Friedrich, der einen da auf kurzem Fußweg vom Hamburger Hauptbahnhof in die kaum 5 Minuten entfernte Kunsthalle geführt hat, aber nett ist es allemal.

Wir sind auf Deutschlandreise durch ein Jahr voller Ausstellungen, die an die Geburt von Deutschlands romantischstem Maler vor 250 Jahren erinnern. Eine Reise, die mit den weiteren Stationen Berlin und Greifswald zuletzt nach Dresden führt. Den Auftakt aber macht eben Hamburg mit der Jubiläumsausstellung „Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit“.

Frisch bläst der Wind über die nahe Alster. Mehr als 100 Meter vor dem Eingang schon flankieren Gitter und orangerote Banner den Weg, auf dem sich an den Wochenenden offenbar die Besucher drängeln. 335.000 Besucher werden die Ausstellung schließlich gesehen haben – so viele wie nie zuvor in der Kunsthalle. Drinnen herrscht andächtige Stille bei gedimmtem Licht, und es staut sich nur vor dem Hamburger Highlight, dem „Wanderer über dem Nebelmeer“.

Friedrich sehen

Friedrich daheim

Er gilt als der bedeutendste Künstler der deutschen Romantik, und das wurde und wird in seinem Jubiläumsjahr zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich mit großen Ausstellungen auch entsprechend gefeiert. Aktuell zu sehen ist noch bis 5. Januar 2025 in Dresden im Albertinum die Schau „Wo alles begann“, die Hamburger „Kunst für eine neue Zeit“-Ausstellung in der Kunsthalle ist wenigstens noch in einem digitalen Rundgang zu betrachten.

… und auswärts

Wer im nächsten Jahr den Friedrich wirklich geballt sehen möchte, muss dann etwas weiter weg nach New York: Dort wird der Maler von Februar bis Mai 2025 im Metropolitan Museum – auch mit Bildern aus Hamburg, Berlin und Dresden – erstmals mit einer großen Ausstellung in den USA geehrt.

Der „Wanderer“ ist in der Kunsthalle zu Hause, er war nicht eigens von anderswo auszuleihen. Anders als andere Großwerke Friedrichs wie etwa der „Watzmann“, sein Bild von Deutschlands zweithöchstem Berg, aus der Alten Nationalgalerie in Berlin oder „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“ aus Dresden. Überhaupt ist es so, dass es die Museen mit reichlich Friedrich-Bestand sind, die die großen Sonderausstellungen in dem Friedrich-Jahr anbieten – und nicht etwa die Pinakothek in München mit ihren nur sechs eigenen Bildern aus zweiter Reihe.

Zusammenpuzzeln und verpflanzen

Ergänzt wird die Hamburger Ausstellung mit Annäherungen heutiger Künstler an Bilder Friedrichs, etwa Fotos von Menschen in ähnlicher Kleidung und Pose vor demselben Hintergrund wie auf den Ölgemälden.

Wobei das mit „demselben Hintergrund“ so eine Sache ist. Wer Friedrichs Eigenheiten nämlich nicht schon kennt, den kann die Untertitelung „­Ruine Eldena im Riesengebirge“ durchaus durcheinander und fast dazu bringen, die Aufsicht auf einen doch offensichtlichen Fehler hinzuweisen. Denn diese Ruine, das müsste man jetzt eigentlich sagen, die stehe nicht im Riesengebirge, sondern auch heute noch bei Greifswald, wo der Maler 1774 geboren wurde.

So ein Hinweis wäre ein peinlicher Moment geworden. Denn wie auf einer der vielen Infotafeln zu lesen ist, hat Friedrich oft Dinge zusammengepuzzelt und hier eben die Ruine vom Meer ins Gebirge verpflanzt oder vor die ansonsten realitätsnahe Abbildung des Watzmanns – Friedrich war gar nicht am Berg bei Berchtesgaden und malte ihn nach Vorlagen – noch eine kleine Extrakuppe gesetzt.

„Unendliche Landschaften“ in Berlin

Drei Monate später und rund 250 Kilometer südöstlich. Es ist Frühling geworden, die Hamburger Ausstellung ist seit Anfang April geschlossen, nun ist die Alte Nationalgalerie auf der Berliner Museumsinsel das Ziel von Friedrich-Fans mit der „Unendliche Landschaften“-Schau. Dort hängen die Werke ganz anders als in Hamburg, im großen Saal, bei voller Beleuchtung, nicht wie in Hamburg, wo einen das gedimmte Licht fast im Bild versinken lassen konnte. Im Fokus steht „Der Mönch am Meer“, wie der „Watzmann“ mit 1,70 auf 1,10 Metern ein großformatiges Bild, auf dem eine schier winzige Mönchsgestalt an leerem Strand vor dunklem Meer samt leerem Horizont zu sehen ist.

33 Jahre war Friedrich und hatte damit sein Leben bereits halb gelebt, bevor er anfing, in Öl zu malen und seine bekannten Bilder zu schaffen

Dass das mit dem leeren Hintergrund erst gar nicht so gedacht war, zeigt eine kleine Extraschau im Nebenraum. Mit Röntgen- und anderer Untersuchung hat sich nämlich gezeigt, dass Friedrich in die Wellen voll getakelte und bis ins Kleinste ausgearbeitete Schiffe gemalt hatte – bloß um sie später wieder zu übermalen.

Knapp drei Stunden im Regionalexpress und etwa 175 Kilometer weiter nördlich geht die Reise nach Greifswald ins Vorpommersche Landesmuseum. Klein, aber äußerst fein zeichnet eine Ausstellung hier seinen Werdegang nach. Und führt dabei mit vielen Skizzen und Pinselzeichnungen klar vor Augen, dass Friedrich schon 33 Jahre war und damit sein Leben bereits halb gelebt hatte, bevor er anfing, in Öl zu malen und seine bekannten Bilder zu schaffen.

Die Erinnerung an Friedrichs Geburt vor 250 Jahren beschränkt sich in Greifswald aber durchaus nicht auf das Museum. In der ganzen Stadt finden sich immer wieder gelbe Hinweisschilder auf sein Treiben in seinem Geburtsort, den er mit 20 zum Studium in Kopenhagen verließ, um vier Jahre später nach Dresden umzuziehen, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Nicht ohne Stolz ist auf einem Banner über dem örtlichen Fluss Ryck zu lesen, nur in der Landschaft Greifswalds habe Friedrich zu so einem tollen Maler werden können. Und manche seiner Motive lassen sich hier weiter begucken: fünf Extrakilometer am Fluss entlang etwa führen zur bereits erwähnten Klosterruine im Vorort Eldena.

Zum Schluss nach Dresden, wo alles begann

Es ist Herbst geworden, als unsere Deutschlandreise 340 Kilometer südlich von Greifswald in Dresden ankommt, wo Friedrich ab 1798 den Großteil seines Lebens verbrachte. Noch bis zum 5. Januar kann man hier einen Eindruck davon bekommen, welche Künstler ihn angeregt haben dürften. Denn im Albertinum haben die Ausstellungsmacher für die Schau „Wo alles begann“ seine Werke mit den wichtigsten Landschaftsbildern aus der Gemäldegalerie ergänzt, die auch Friedrich selbst bei seinen Museumsbesuchen dort gesehen hat.

Auch sein „Hünengrab im Schnee“ hängt dort. Laut Infotafel ließ sich Friedrich dabei von einem Hünengrab bei Gützkow inspirieren. Gützkow? Zu dumm: Das ist bei Greifswald, da hätte man ja auf dem Weg nach Dresden einen Abstecher, um das mal in echt … Doch da wäre nichts zu sehen gewesen: „…wurde 1819 zur Steingewinnung gesprengt“, heißt es in der Bild-Info weiter.

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Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Hamburg, Berlin, Greifswald, Dresden. Das sollte es eigentlich gewesen sein mit der von Friedrich angeleiteten Deutschlandreise.

Der Kreis zurück zum Start

Aber wenn schon in Dresden, warum dann nicht noch einen Abstecher dorthin machen, wo auch der Maler wanderte und skizzierte, in die Sächsische Schweiz? Mit S-Bahn und Bus ist es über Pirna kaum eine Stunde bis zum Beginn des Malerwegs, einer in den vergangenen Jahren auch international bekannt gewordenen Wanderroute. Von dort geht es bald in den Uttewalder Grund, einen tiefen Einschnitt zwischen Felswänden, der mit seinen moosigen Steinblöcken auch die Kulisse für so manchen Märchenfilm abgeben könnte.

Enger und enger wird der Weg, bis er durch einen Spalt führt, über dem sich ein irgendwann mal abgestürzter Brocken verklemmt hat. Urzeitlich wirkt das, Dresden und Albertinum und sämtliche Museen scheinen hier draußen Lichtjahre entfernt.

Doch was steht ein paar 100 Meter weiter am Wegesrand? Eine kleine Tafel, die eine Pinselzeichnung dieses Felsentors zeigt – samt der Info, Friedrich habe hier „einst mehrere Tage lang einsam in dem wilden Felsental verbracht, um dessen düster-romantische Stimmung aufzunehmen“.

Und als ob sich der Kreis zurück zum Start der Friedrich-Deutschlandreise wieder schließen will: Ein paar Kilometer weiter elbaufwärts wird die Kaiserkrone sichtbar. Es ist einer der für diese Gegend so typischen Tafelberge und ein Caspar-David-Friedrich-Motiv – und eben auch der Felsen, auf dem in Hamburg der „Wanderer über dem Nebelmeer“ steht.

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