2024 lief es gut: Geht die Goldrally weiter? | ABC-Z
2024 lief es gut
Geht die Goldrally weiter?
24.12.2024, 11:56 Uhr
Gold hat seinen Ruf als sicherer Anlagehafen in diesem Jahr bestätigt. Für das Edelmetall sprechen derzeit viele andere gute Gründe – auch mit Blick aufs neue Jahr.
Der Goldpreis erreichte in diesem Jahr bislang ungekannte Höhen. Und das gleich mehrmals. So wurden vor allem in der zweiten Jahreshälfte immer wieder Rekordmarken geknackt. Das jüngste Rekordhoch wurde Ende Oktober bei knapp 2790 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) aufgestellt. Wer sich zu Jahresbeginn das Edelmetall ins Depot legte, darf sich am Jahresende über ein Kursplus von rund 30 Prozent freuen. Zahlreiche Anleger fragen sich, ob die Rally nach einem so starken Goldjahr auch 2025 fortsetzen wird.
Ja, sagen einige Experten – wenn auch nicht in dem Maße wie 2024. Die Analysten von JPMorgan, die bereits in den vergangenen Jahren einen Preisanstieg prognostiziert hatten, sind auch für 2025 bullish gestimmt. “Gold scheint immer noch gut aufgestellt zu sein, um die erhöhten Unsicherheiten in der Makrolandschaft abzusichern, die in die Anfangsphase der Trump-Regierung im Jahr 2025 führen”, so Natasha Kaneva, Leiterin der globalen Rohstoffstrategie bei der US-Großbank. Die Rohstoffexperten der Bank erwarten für 2025 einen Anstieg auf 3000 Dollar. Aus Dezember-Sicht – Gold wäre dies immerhin ein Anstieg um knapp 14 Prozent.
Neben dem politischen Einfluss ist ein wichtiger Preisfaktor die allgemeine Zinsentwicklung. Sollte die US-Notenbank Fed im kommenden Jahr den Leitzins deutlich senken, könnte das tendenziell dem Goldkurs Auftrieb verleihen. “Gold hat sich in Phasen sinkender Zinsen meist positiv entwickelt”, erläutert der Goldhändler Ophirum und ergänzt: “Die einfache Arithmetik: Sinkt der Realzins, wirkt dies positiv für Gold, weil es im Unterschied zu Anleihen keine regelmäßigen Erträge abwirft. Im Schnitt erzielte das weltweit wichtigste Edelmetall in den 500 Handelstagen nach der ersten Zinssenkung der Fed eine kumulierte Rendite von rund 25 Prozent.” Doch zuletzt bekamen die Zinssenkungsfantasien der US-Notenbank Fed einen Dämpfer als Notenbankchef Jerome Powell statt wie vor Monaten kommuniziert, nicht vier Leitzinssenkungen für 2025 in Aussicht gestellt hat, sondern nur zwei.
Inflation bleibt im Fokus
Die Fed befürchtet nämlich wieder einen Anstieg der Inflation. Als potenzieller Preistreiber wird die Politik der Trump-Regierung gesehen. Unter anderem hat Trump Zölle in Aussicht gestellt, die für höhere Preise sorgen würden. Außerdem hat die Massendeportation von Migranten angekündigt – was tendenziell für steigende Löhne und damit ebenfalls für Preisdruck beitragen dürfte. Vor diesem Hintergrund könnte Gold als Absicherung dienen.
Ein weiterer Faktor ist der Dollar. Das Prinzip: Gold wird in der US-Währung gehandelt. Verliert der Dollar gegenüber Fremdwährungen wie dem Euro an Wert, wird das Edelmetall in den entsprechenden Regionen außerhalb des Dollarraums günstiger und somit möglicherweise stärker nachgefragt. Gewinnt der Dollar hingegen an Wert, sinkt tendenziell die Nachfrage außerhalb des Dollar-Raumes und damit auch der Preis. Doch wie sich der Dollar in den kommenden Monaten entwickeln wird, ist völlig offen.
Die Nachfrage nach dem gelben Metall ist zudem von der Nachfrage nach börsengehandelten Goldfonds (ETFs) und den Zentralbanken abhängig. So verzeichneten zuletzt Gold-ETFs erstmals seit zehn Quartalen wieder Zuflüsse – dies trieb den Goldkurs ab. Hinzu kommt, dass vor allem in Schwellenländern Zentralbanken in Folge der russischen Invasion in der Ukraine und der darauffolgenden Sanktionen ihre Goldeinlagen erheblich erhöht haben.
Die anhaltende Unsicherheit im Hinblick auf Inflation und geopolitische Risiken unterstützt den Goldpreis, da das Edelmetall als wertvolle Absicherung gegen solche Krisen gilt. Zudem könnten spekulative Käufe und Zuflüsse in börsengehandelte Goldfonds (ETFs) den Preis weiter anheizen.
Goldman Sachs schätzt, dass 100 Tonnen physische Nachfrage den Goldpreis um mindestens 2,4 Prozent anhebt. Hinzu kommt, dass zahlreiche Notenbank angekündigt haben, auch 2025 ihr Reserven von Dollar in Gold umzuschichten. Damit wollen sie ihre Abhängigkeit vom Dollar reduzieren – noch ein Grund, warum Gold auch 2025 auf Rekordkurs bleiben könnte.
Benjamin Feingold betreibt das Börsenportal “Feingold Research”. Dieser Text ist keine Empfehlung, Gold zu kaufen oder zu verkaufen.