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1860 München verliert das zweite Spiel unter Trainer Markus Kauczinski – Sport | ABC-Z

Neun Minuten Nachspielzeit – das entlockte dem Mannheimer Trainer Luc Holtz erst einmal einen verblüfften Blick in Richtung des Schiedsrichterassistenten. Es blieb jedoch die einzige unbequeme Nachricht für die Heimauswahl während der letztlich sogar zehn Minuten währenden Verlängerung. In dieser Zeit gelang den Gästen aus München ein halbwegs gefährlicher Kopfball durch den eingewechselten Patrick Hobsch, mehr nicht. Das brachte die 3:1-Führung der Mannheimer nicht mehr in Gefahr.

So scheint der Trainereffekt beim TSV 1860 München zunächst verpufft zu sein: Beim Debüt unter Markus Kauczinski hatte 1860 just gegen Tabellenführer MSV Duisburg 3:1 gewonnen. Nach dem 1:3 am Samstagnachmittag bei Waldhof Mannheim steht es jetzt aber gefühlt wieder 0:0. Wobei Kauczinski diese Niederlage nicht unbedingt auf seine Kappe nehmen muss. Der Neue hatte schon mehrmals angemerkt, ihm sei aufgefallen, dass viele Spieler „etwas mit sich herumtragen“. Möglich, dass es sich bei mehreren Spielern um ein Kräfte- oder Konditionsproblem handelt – solche Schwächen abzubauen, kann ein bisschen länger dauern. Der Fairness halber sei angemerkt, dass die Löwen die allerletzten Minuten in Mannheim nach fünf Auswechslungen und einer Verletzung von Verteidiger Raphael Schifferl in Unterzahl zu Ende spielen mussten.

Zu Beginn der Saison hatten die Löwen viele ihrer Punkte in der Nachspielzeit gesichert, schon vier Tore haben sie nach der 90. Spielminute erzielt. Doch es handelte sich bei den vielen späten Tore meist um Joker-Tore, und sie kaschieren ein wenig, dass die Löwen bei Rückstand Schwierigkeiten haben, noch einmal Druck aufzubauen. „Da rennen wir hinterher“, ärgerte sich diesmal Kauczinski am Mikrofon von Magentasport. Vor allem die 2:1-Führung der Mannheimer (ausgerechnet in Minute Sechzig) hielt er für vermeidbar.

Mannheim gegen Sechzig, das ist ein Traditionsduell zweier Mannschaften, die beide höhere Ansprüche haben und trotzdem zu den Dauerbrennern der dritten Liga geworden sind. Die Fan-Lager der beiden Klubs verbindet zudem eine innige Abneigung, wohl auch deshalb wurde den vielen anreisenden Sechzig-Fans nahe dem Stadion erst einmal ein Wasserwerfer präsentiert.

In der vergangenen Saison hatten die Löwen zweimal gegen Waldhof gewonnen, auch diesmal schien da zunächst ein Plan aufzugehen. Sechzig eroberte zu Beginn viele Bälle, Kevin Volland hätte nach sechs Minuten schon einen Elfmeter zugesprochen bekommen können, als ihm im Strafraum ein Gegenspieler auf den Fuß trat. Ein Traumtor ließ den Ärger über den ausbleibenden Pfiff dann zunächst vergessen: Max Christiansen traf erneut mit einem perfekten Schuss aus rund 20 Metern, wie schon Anfang Oktober gegen Viktoria Köln. Diesmal landete der Ball mithilfe des Innenpfostens im Netz, Sigurd Haugen hatte die Chance eingeleitet.

Kauczinski traut den Routiniers ein Aufbäumen gerade offenbar nicht zu

Das Gegentor weckte die Mannheimer zwar erst so richtig auf, offensiv gesehen blieben die Sechziger aber zumindest punktuell gefährlich. Auch, als Samuel Abifade den Ausgleich erzielte (24.), ebenfalls durch einen strammen, unhaltbaren Distanzschuss, zeichnete sich noch immer ein ordentliches Auswärtsspiel ab. Zumal Thore Jacobsen kurz vor der Pause mit einem sehenswerten Solo in drei Gegenspieler hinein eine Chance erspielte – doch Vollands anschließender Schuss kam zu schwach daher.

Dann aber liefen sie hinterher, schon vor dem Rückstand. Ausgerechnet Torschütze Christiansen leitete das 2:1 der Gastgeber ein, indem er Gegenspieler Kennedy Okpala im Strafraum einfach nicht angriff, es folgte ein recht einfacher Schuss in Kreuzeck. „Das war einfach zu wenig, ich nehme mich da mit rein beim 2:1, ich verteidige das nicht gut genug“, räumte Christiansen ein. Das 3:1 erzielte ebenfalls Okpala, als ihm der Ball nach einem Freistoß eher zufällig vor die Füße sprang (66.). Sechzig indes erspielte (oder erkämpfte) sich viel zu wenige solcher Standardsituationen. Den ersten Eckball verzeichneten die Löwen kurz vor Schluss.

Bezeichnend, dass Kauczinski auf das 3:1 mit einem Dreifachwechsel reagierte, bei dem er Florian Niederlechner, tags zuvor 35 Jahre alt geworden, Volland und Christiansen herunternahm – offensichtlich traute er diesen Routiniers kein Aufbäumen mehr zu. Für die meiste Belebung sorgte in David Philipp einer, den der gefeuerte Geschäftsführer Christian Werner als „einen der besten Mittelfeldspieler der dritten Liga“ bezeichnet hatte, der aber noch kein einziges Mal über 90 Minuten spielen durfte. Es ist durchaus möglich, dass Kauczinski in den kommenden Partien nicht davor zurückschreckt, auch mal bekanntere Spieler von Beginn an auf die Bank zu setzen. Zum Beispiel gegen den Tabellenzweiten Cottbus am kommenden Samstag.

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