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1860-Keeper Vollath mit Ansage an Haching-Fans: „Sie sollen ruhig pfeifen“ | ABC-Z

München – Wenn am Sonntag das Hachinger Flutlicht angeht im Sportpark, wird ein Mann wohl nicht allzu freundlich empfangen werden. Einer, der seinen Status als Routinier der Spielvereinigung, Torwarttrainer und Leiter der Torhüterakademie hinwarf, um ein Löwe zu werden – und jetzt für das prestigeträchtige S-Bahn-Derby zurückkehrt.

„Als ich schon vor meinem Wechsel von Haching zu Sechzig darüber nachgedacht habe, habe ich mir gewünscht, dass wir das erste Spiel in Haching haben. Wenn mich das ganze Stadion auspfeift, bin ich mit am besten. Das gefällt mir“, schwärmt René Vollath, Neulöwe und zu Saisonbeginn wie Raphael Schifferl und Patrick Hobsch „Überläufer“ von Haching zu Sechzig, am Dienstag im Vorfeld des Derbys.

Bis zum 10. Spieltag hat es gedauert, nun hat das Warten ein Ende: Am Sonntag (19.30 Uhr) wird der Routinier (34) erstmals in Haching den Löwen auf der Brust tragen.

Für den Löwen-Wechsel spendet Vollath für den guten Zweck

„Es war eine Achterbahnfahrt, aber wenn ich so eine Entscheidung getroffen habe, gibt es für mich selten ein Zurück“, erklärt Vollath über den zähen Wechsel aus der Vorstadt ein paar S-Bahn-Stationen weiter nach Giesing: „Eigentlich war mein Ziel, schon zur Vorbereitung hier zu sein.“ Dumm nur, dass Haching-Präsident Manni Schwabl einen Strich durch diese weiß-blaue Rechnung machen wollte.

Haching-Boss Schwabl hatte anfangs eine halbe Million Euro aufgerufen. „Manni ist jemand, der knallhart verhandelt. Bei der Ablöse, die am Anfang im Raum stand, habe ich mich gefragt: Zieht er das jetzt ernsthaft durch?“

Schwabl hat nachgegeben, 1860 eine Ablöse im hohen fünfstelligen Bereich entlockt – und Vollath eine Spende an Haching für den guten Zweck. „Es stimmt, das war Part of the Deal“, so Vollath: „Wobei ich nicht weiß, an welchem Stammtisch das ausgeplaudert wurde. Die 20.000 Euro lasse ich jetzt mal so stehen.“ Seine Spende soll rund ums Derby überreicht werden.

Vollath erwischte einen schwierigen Start beim TSV 1860

Der gebürtige Amberger spricht auch über seinen schweren Start bei 1860: Erst musste er sich mit Publikumsliebling und Fanliebling Marco Hiller duellieren und bekam den Vorzug vor dem Ur-Löwen, stand aber schnell wie alle Löwen in der Kritik.

„Du denkst natürlich nicht, dass du mit drei Niederlagen in die Saison startest und am zweiten Spieltag ein Tor bekommst, wo jeder von außen sagt: ,Mein Gott, was macht der da?'“ Die Rede ist vom 1:3 beim VfB Stuttgart II und einem Treffer aus 50 Metern, der Vollath zwar schlecht aussehen ließ, aber kein Torwartfehler war.

Mancher Beobachter fragte sich auch, wieso Vollath seine Rolle in Haching überhaupt ohne Not aufgegeben hat, um eine Identifikationsfigur herauszufordern. „Ich wusste ja vorher, auf was ich mich einlasse. Marco Hiller ist Fanliebling, seit 16 Jahren im Verein. Für mich war das eine Hypothek, aber ich habe diese Herausforderung bewusst gesucht, wollte herausfinden, ob man diesem extremen Druck standhalten kann.“ Er konnte.

Vollath erzählt S-Bahn-Anekdote über Hiller

Apropos Hiller: Vollath spricht von einem „professionellen Umgang miteinander“ und erzählt eine Anekdote, wie sich beide Keeper zufällig in der S-Bahn trafen: „Wir sehen uns aus der Distanz und ich sage zu meiner Frau: ‚Wir gehen jetzt nicht hin, weil ich will ihm nicht auch noch in seinem Privatleben auf die Eier gehen, wenn die Situation für ihn eh schon beschissen ist. Dann kam aber er. Das fand ich sehr beeindruckend.“

Von den Hachingern will sich Vollprofi Vollath dagegen nicht beeindrucken lassen. Seine Kampfansage an die Fans: „Sollen sie ruhig pfeifen!“

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