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16 Männer in Asyllager gebracht: Italien verschifft erstmals Migranten nach Albanien | ABC-Z


16 Männer in Asyllager gebracht

Italien verschifft erstmals Migranten nach Albanien

Mit großem Aufwand geht Italien einen neuen Weg im Umgang mit Flüchtlingen. Menschen, die illegal ins Land kommen, sollen in einem Aufnahmelager in Albanien ausharren, bis ihre Asylanträge bearbeitet wurden. Ein erstes Schiff erreicht nun die Einrichtung in Shengjin.

Erstmals hat ein Schiff in italienischen Gewässern abgefangene Migranten nach Albanien gebracht. Nach einer 36-stündigen Fahrt lief das italienische Marineschiff am Morgen in den Hafen von Shengjin ein. An Bord waren 16 Männer aus Bangladesch und Ägypten sowie italienische Sicherheitskräfte. Die Migranten sollten nach ihrer Registrierung in einem Aufnahmelager untergebracht werden, während ihre Asylanträge bearbeitet werden. Es ist das erste Mal, dass die Bearbeitung von Asylanträgen von einem EU-Mitglied in ein Land außerhalb der EU verlagert wird.

Der Bau des Lagers kostete doppelt so viel wie geplant: 65 Millionen Euro.

Der Bau des Lagers kostete doppelt so viel wie geplant: 65 Millionen Euro.

(Foto: dpa)

Italien und Albanien hatten vor einem Jahr die Einrichtung von durch Italien betriebenen Aufnahmelagern in Albanien vereinbart. Das Abkommen betrifft männliche Erwachsene, die von Schiffen der italienischen Marine oder Küstenwache in internationalen Gewässern, aber innerhalb des italienischen Such- und Rettungsgebiets aufgegriffen werden. Die Männer sollen in den Aufnahmezentren auf albanischem Boden bleiben, während ihre Asylanträge bearbeitet werden. Wenn ein Antrag bewilligt wird, soll die Einreise nach Italien möglich sein.

Die Asylzentren werden nach italienischem Recht und mit italienischem Personal betrieben. Bei den Asylverfahren werden die Richter per Video aus Rom zugeschaltet. Die Zentren sind zunächst für eine Kapazität von 1000 Menschen angelegt, die längerfristig verdreifacht werden soll. Das erste errichtete Aufnahmelager liegt auf einem ehemaligen Militärstützpunkt im rund 20 Kilometer vom Hafen Shengjin entfernten Ort Gjader.

Als gefährdet eingestufte Migranten, insbesondere Frauen, Minderjährige, Menschen mit psychischen Problemen oder Opfer von Folter, Missbrauch oder Menschenhandel, sollen nicht in die Zentren in Albanien kommen, sondern weiterhin nach Italien gebracht werden.

16 Migranten verschifft, 1600 kamen in Italien an

Italien und Ungarn haben vorgeschlagen, das Prinzip auf die gesamte EU auszuweiten und sogenannte Rückführungszentren aufzubauen, um Migranten ohne Bleiberecht in Länder außerhalb der EU zurückzuschicken. Das Thema könnte beim EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag debattiert werden.

Die Einrichtung der Zentren war im November 2023 im Rahmen eines Abkommens zwischen Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni und ihrem albanischen Kollegen Edi Rama beschlossen worden. Das Abkommen ist auf fünf Jahre angelegt, seine Kosten werden pro Jahr auf 160 Millionen Euro geschätzt. Der Bau des ersten Aufnahmezentrums und der Registrierungsstelle am Hafen kostete 65 Millionen Euro, doppelt soviel wie geplant. Meloni hatte das Abkommen am Dienstag als „einen neuen und mutigen Weg“ beschrieben, der anderen EU-Staaten als Vorbild dienen und „auch mit anderen Nicht-EU-Ländern“ beschritten werden könne.

Menschenrechtsorganisationen kritisieren das Abkommen scharf. So seien etwa „große Fragen dazu offen, wie Italien sicherstellen wird, dass die Rechte der Menschen außerhalb der EU-Gerichtsbarkeit gewahrt bleiben“, erklärte die Italien-Chefin des International Rescue Committee (IRC), Susanna Zanfrini. SOS Humanity sprach von einem Verstoß gegen internationales Seerecht und einer „Aushöhlung der Grundrechte von Flüchtlingen“.

Kritiker bemängeln angesichts der hohen Zahl an Flüchtlingen zudem ein Missverhältnis. „In den vergangenen drei Tagen sind mehr als 1600 Migranten in Italien gelandet“, erklärte der Migrationsforscher Matteo Villa bei X. „Ein Schiff der italienischen Marine bringt 16 von ihnen nach Albanien. Ich denke, mehr muss ich dazu nicht sagen“.

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