125.000 Euro für Parkour-Anlage, auf der niemand trainiert | ABC-Z
Von Birgit Bürkner
Robinien machen sich breit, die Natur erobert sich ihren Raum zurück. Denn auf diese neu gebaute Sportanlage setzt zu selten jemand seinen Fuß.
In Zehlendorf wurde vor zwei Jahren ein Parkour-Platz aus dem Boden gestampft. Entstanden ist ein Lost Place am südwestlichen Stadtrand.
Parkour – das ist der Sport, bei dem man in riskanten Sätzen von einem Hindernis zum nächsten springt. Es gibt eine lebendige Szene, ihr wollte der Bezirk Steglitz-Zehlendorf offenbar gerecht werden: Ließ auf dem Gelände des ehemaligen Jugendausbildungszentrums Düppel zwischen Lissabonallee und Potsdamer Chaussee für 125.000 Euro Steinquader und -mauern auf Holzschnitzel setzen.
Bei Eröffnung im Mai 2022 bezeichnete Jugendstadträtin Carolina Böhm (57, SPD) den Bezirk als neuen „Hotspot für Parkour-Anlagen“. Anwohner sprechen dagegen von Hot-Spott.
Denn egal zu welcher Tageszeit man vorbeischaut, Kinder oder Jugendliche sieht man selten. Lediglich einmal in der Woche trainiert der Parkour-Verein der benachbarten Brandenburger Gemeinde Kleinmachnow auf der Anlage. Bei guter Witterung …
Anderswo warten Spiel- und Sportplätze jahrelang auf Erneuerung, hier liegt Freizeit-Goldstandard im Dornröschenschlaf … Ist der Platz schlecht zu finden? Schrecken Schilder mit der Aufschrift: „Unbefugten ist das Betreten des Grundstücks verboten“ an den Zugängen des Bezirks-Geländes Besucher ab?
Stadträtin Böhm sagt auf B.Z.-Anfrage: „Der Standort wurde mit den Jugendlichen, die in der Vergangenheit die Jugendfreizeiteinrichtung Düppel besucht haben, ausgesucht und nach ihren Vorstellungen gemeinsam entwickelt.“ Momentan würden aber Jugendclub und ein benachbarter Sportplatz saniert. „Daher ist der Ort durch Jugendliche in der Tat nicht genutzt.“
Jonas Schäfer, Vorsitzender des Kleinmachnower Vereins, der auch bei der baulichen Umsetzung unterstützte, meint zudem: „Aufgrund des Stationen-Aufbaus der Anlage bietet diese grundsätzlich gute Voraussetzungen um einzelne Tricks und Flips zu trainieren, für einen durchgehenden Parkourlauf ist die Anlage hingegen nicht unbedingt geeignet.“ Nach Eröffnung der größeren Anlage im Stadtpark Steglitz würde eher auch dort trainiert.
Böhm ist überzeugt: Wenn die Sanierung abgeschlossen ist, „dann wird wieder erheblich mehr Leben und Nutzung an den Standort zurückkehren.“