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100 Tage SAP Garden in München: So sehen Fans, Spieler und Bosse die neue Sportarena | ABC-Z

München – Seit Ende September ist der neue Sporttempel im Westen der Olympiaparks nun also in Betrieb. Schon 340.000 Besucher  verzeichnete der SAP Garden (Kapazität: ca. 11.000 Zuschauer) allein bei Großveranstaltungen wie den Spielen des EHC Red Bull München und der Bayern-Basketballer (FCBB).

Die AZ macht nach rund 100 Tagen den Garden-Check: Was kommt an? Wo hakt es noch?

EHC-Fan Franzl: “Das Fan-Erlebnis befindet sich extrem im Wandel”

Die Fan-Sicht: “Mein Fazit fällt absolut positiv aus”, sagt EHC-Fansprecher Franzl Demir. Ohnehin: Ein Großteil der Heim- wie Gästefans zeigten den Daumen nach oben, was den SAP Garden angeht. Exemplarisch spricht Demir über Catering und Logistik, da habe man sich gegenüber dem alten Eissportstadion “massiv verbessert”.

Ein Wechsel der Heimat – freilich nicht einfach nur ein Gebäudewechsel. Es gebe einige Alteingesessene, die sich mit der neuen Heimat noch nicht so haben anfreunden können. “Es geht schon in Richtung Popcorn-Publikum”, erläutert Demir die Sicht von klassischen Fans, für die der pure Sport im Fokus steht. Demir: “Das Fan-Erlebnis befindet sich extrem im Wandel.” In der Kurve tut sich gerade einiges: EHC-Fans haben in ihrem neuen Wohnzimmer herumprobiert, von wo aus ihr Gesang übers Plexiglas hinweg am besten ins Rund schallt. Demir: “Stimmungsmäßig merkt man, dass es immer lauter wird.” Und damit die Gurgel nach dem Spiel geölt wird, dafür hätten die Fans mit dem Stadionrestaurant “Henry” einen “weiteren Anlaufpunkt”, sagt Demir. Das Bierauto, das früher vor der Eishalle stand, gibt es aber auch weiterhin.

Parken am SAP Garden? “Fast wie bei den Fußballern in Fröttmaning”

Die Parker-Sicht: Stadionbesucher, die per Auto kommen (bei ausverkauftem Haus 1200 bis 1500), beschweren sich über Staus bei der Abfahrt, “fast wie bei den Fußballern in Fröttmaning“. So wurde die Forderung laut, die Betreiber BRK sollten nicht nur die vier Ausfahrt-Schranken öffnen, sondern auch die anderen (auf der nach Spielende nicht mehr benötigten Auffahrtseite). Nicht so einfach, sagt der Parkplatzbetreiber und verweist u. a. auf örtliche Begebenheiten, technische Details und den Rat der Polizei bzgl. Unfallgefahr. Man versuche, vor Ort zu helfen, wo es gehe. Eine Patentlösung gebe es nicht, man arbeite aber daran, eine schrankenlose Lösung hinzubekommen.

Demir fährt mit den Öffentlichen zum SAP Garden an und ab. Er laufe gut, auch wenn er sich Verstärkerbusse zum Petuelring vorstellen könnte. Die MVG teilt zum Thema mit: “Wir können kein erhöhtes Beschwerdeaufkommen erkennen. Grundsätzlich ist der SAP Garden mit U-Bahn (U1 – Gern) und Tram (Tram 20/21 – Olympiapark West) gut angebunden. Diese Anbindung bietet ausreichend Kapazitäten.” Der Bus 144 sei “eine Ergänzung des Angebots”. Der Bus als “Verkehrsmittel mit der geringsten Kapazität” sei “ungeeignet” für große Fan-Massen.

Schon 250.000 Halbe Bier wurden ausgeschenkt

Die Technik-Sicht: Wer in den SAP Garden geht, betritt ein modernes Netzwerk. So ist z. B. über die App eine Order am Kiosk möglich, was immer mehr angenommen wird. Demir sagt, dass es nun auch in der Reihe für die mobilen Bestellungen zu Schlangen kommt.

Knapp eine Viertelmillion Halbe sind im SAP Garden schon ausgeschenkt worden – viele auch am Bierautomat. Eine KI spuckt da nach einem Scan aus, ob der Besteller alt genug ist. “Viele meiner Kumpels haben das schon ausprobiert”, sagt Demir. “Es funktioniert gut, hin und wieder gibt es noch kleine Hakler.” So, wie es beim FCBB auch mit der hydraulischen Tribüne noch hakte. Bald soll aber auch dort alles laufen.

SAP Garden: Beim EHC stottert es noch, der FCBB brilliert

Die Team-Sicht: Den “nächsten Schritt” in der Klubentwicklung sagt Red-Bull-Eishockey-Sportchef Christian Winkler zur neuen Arena mit ihren Extras. Auch FCBB-Sportchef Dragan Tarlac sagt: “Der SAP Garden zeigt uns, dass die Stadt München großen Bedarf danach hatte und auch der FC Bayern Basketball.” Der Fan-Zuspruch gibt ihnen recht.

Und: “Wie sich die Spieler (im SAP Garden; d. Red.) fühlen – das zeigen die Resultate”, sagt Tarlac. Der FCBB hat daheim in der Euroleague erst einmal verloren. Nun läuft auch der EHC heiß (vier Heimsiege in Folge). Ex-NHL-Star Will Butcher sagt: “Das ist eine der besten Arenen, in denen ich je gespielt habe.”

Die Breitensportler-Sicht: Der Eissport hat es selbst in Bayern wegen alter, teils von der Schließung bedrohter Hallen inzwischen schwer. Und in München? 65.000 Menschen haben die drei Nebenhallen des SAP Garden schon für Nachwuchs- und Breitensport besucht.

So erlebte der AZ-Kollege den SAP Garden bei den “Flying Steps”

Anreise: Es gibt verschiedene Eingänge, alle nummeriert wie auf dem Ticket. Wie finde ich zu meinem Eingang? Ich frage einen Mitarbeiter. “Wo du reingehst, ist egal. Aber den Rucksack musst du abgeben.” Gut, dass mir das jemand sagt, bevor ich fünf Minuten in der Schlange gestanden habe. Denn “Rucksack abgeben” heißt: Ich muss meinen Rucksack für 4 Euro bei einem Wagen vor der SAP Arena abgeben. Drinnen gibt es dafür keine Garderobe. 

Einlass: Hier ist es wie bei der Toiletten-Schlange: Frauen müssen warten, Männer dürfen schnell durch. Denn alle werden kurz gecheckt und abgetastet. Mit dem Effekt, dass ich schnell fertig bin, um dann vor der Ticketschranke auf meine Begleitung zu warten.

Die nächste Hürde: Check-in mit dem Handy. Das Ticket mit QR-Code befindet sich auf dem Handy, als PDF. Der Veranstalter hat keine App für ein Mobile Ticket und das Ticket lässt sich auch nicht in das Wallet laden. Der Scanner kann das Ticket nicht lesen. Nachdem ich das an mehreren Geräten probiert habe, lässt uns der Security-Mitarbeiter netterweise durch, ohne auf das Ticket zu schauen. Das war schnell, aber auch irgendwie fragwürdig. Einmal drinnen, überzeugt die Architektur. Selbst auf günstigen Plätzen haben wir alles gut im Blick.

Essen und Getränke im SAP Garden: Schneller Service, aber hohe Preise

Gut gelöst: Essen und Getränke gibt es zu den üblichen gepfefferten Preisen, der Service ist schnell. Ein kleines Highlight: Mayo, Ketchup und Senf gibt es aus einem Spender, der mit dem Fuß bedient werden kann. Praktisch wenn, wenn man alle Hände voll zu tun hat. Das Pfand bekommt man schnell wieder auf seine Karte digital zurückgebucht. Das geht alles praktisch und ohne großes Warten.

Wer am Ende langsam ist und spät aus der Arena kommt, muss allerdings lange an der Rucksackausgabe stehen. 

An- und Abreise: Wir sind mit den Öffentlichen gekommen. Der Bus 144 fährt direkt an der Arena – dieser fährt aber nur bis zum frühen Abend. Die U-Bahnen sind ungefähr 15 Minuten Fußweg entfernt, die Tram weniger als zehn. Den Hinweg kann man bei Tageslicht etwa durch den Olympiapark nehmen, es gibt schlechtere Routen. Den Stress mit dem Auto spart man sich besser.

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