Gesundheit

10.000 neue Bäume für Frankfurt |ABC-Z

Frankfurt braucht mehr Schatten. Das ist in diesen Tagen mit Temperaturen von 30 Grad und mehr deutlich zu spüren. Kaum etwas bietet sich dafür besser an als Bäume. Zehn bis 15 Jahre, nachdem sie gepflanzt worden sind, entwickeln sie sich zu wunderbaren Schattenspendern. Ihre ökologische Leistung für eine lebenswerte Stadt reicht jedoch noch viel weiter: Sie binden Staub, Abgase und Lärm und verwandeln dank ihrer Photosynthese-Leistung CO2 in Sauerstoff – lagern den Kohlenstoff in Wurzeln und Ästen ein.

Frankfurt, der größten Stadt in Hessen und fünftgrößten in Deutschland, mangelt es in der Summe nicht an Bäumen. Mehr als 230.000 Exemplare – von der Gewöhnlichen Rosskastanie bis zum Amerikanischen Amberbaum – betreut das Frankfurter Grünflächenamt an Straßen, auf Plätzen, in Parks und Grünanlagen, auf Friedhöfen, aber auch auf Schulhöfen und auf den Freiflächen öffentlicher Kindertagesstätten. Der Stadtwald ist dabei nicht einmal mit eingerechnet. Doch das reicht nicht, um die Stadt an den Klimawandel anzupassen, sie in heißen Sommern bei Tag und bei Nacht auf ein erträgliches Maß abzukühlen.

Vor allem fehlt es an den Straßen und auf Plätzen, dort wo Menschen leben und sich aufhalten, an einer ausreichenden Zahl von Schattenspendern. „Es dürfte eigentlich keine Straße mehr ohne Bäume geplant werden“, sagt Frankfurts Umwelt- und Klimadezernentin Tina Zapf-Rodriguez (Die Grünen). Selbst die noch vor Jahren belächelten Kleinstparks hält sie für unabdingbar. „Wir brauchen auch die sogenannten Pocketparks“, sagt sie, „jeder Tiny-Forest oder jedes nach der Miyawaki-Methode angepflanzte Miniwäldchen hilft, jeder Grünstreifen zählt.“

Seit 2023 wurden 3200 Bäume neu gepflanzt

Unter großem Beifall und mit überwältigender Mehrheit hat das Frankfurter Stadtparlament vor zwei Jahren beschlossen, die schon laufenden Pflanzungen so auszuweiten, dass „bis 2030 „möglichst 10.000 Bäume an Straßen, auf Plätzen und in Grünanlagen gepflanzt werden können“. Die Bäume sollten, so hieß es damals im Beschluss, vor allem zur Beschattung und Abkühlung des Stadtklimas insbesondere in heißen Sommern und in von Überhitzung betroffenen Stadtteilen beitragen. Zapf-Rodriguez hat damals noch als Fraktionschefin der Grünen im Römer den Antrag mit angestoßen und dafür gestimmt. Inzwischen ist sie seit fast einem Jahr als Stadträtin für Frankfurts Umwelt- und Klimapolitik verantwortlich und damit auch dafür, dass diese Zielsetzung erfüllt wird. Jetzt hat sie eine erste Bilanz gezogen.

Danach sind in den Jahren 2023 und 2024 insgesamt rund 3200 Bäume im öffentlichen Raum gepflanzt worden. Damit wäre das erste Drittel der Aufgabe schon erledigt und es bleiben noch fünf Jahre Zeit, um das Pflanzsoll zu erfüllen. Zapf-Rodriguez zeigt sich optimistisch, dass das Ziel, 10.000 Bäume bis 2030 zu pflanzen, zu erreichen ist. „Ich will aber auch nichts schönreden.“

Denn bei den 3200 gepflanzten Bäumen handelt es sich zur Hälfte um Nachpflanzungen für gefällte Gehölze. Nur rund 1.600 Bäume sind an neuen Standorten hinzugekommen, davon gerade einmal 400 an Straßen und auf Plätzen. An einer detaillierten Auflistung arbeitet das Grünflächenamt noch, als beispielhaft können die fünf zusätzlichen Bäume am Alfred-Brehm-Platz am Zoo gelten, darunter zwei Hopfenbuchen und ein seltener weißer Maulbeerbaum. Der Zuwachs ist an der noch geringen Größe, am weißen Stamm-Anstrich und der Halterung leicht zu erkennen.

„Was sind uns die Bäume wert?“

„Die wirklich große Herausforderung ist, gepflasterte oder asphaltierte Flächen zu entsiegeln“, sagt Zapf-Rodriguez. Das bekannteste Beispiel ist die Platzfolge von Rossmarkt, Goethe- und Rathenauplatz in der Innenstadt mit der darunter liegenden Tiefgarage, die das Pflanzen von Bäumen einschränkt. Unter den meisten Plätzen, Gehwegen und Straßen befinden sich Leitungen und Kanälen. Bäume dürften aber nur in einem Abstand von 2,5 Meter zu Leitungen und Kanälen gepflanzt werden, selbst beim Einbau von Wurzelsperren gibt es strenge Vorgaben, sonst hafte das Grünflächenamt für Schäden, sagt Zapf-Rodriguez. Reparaturen erreichten schnell einen sechsstelligen Betrag.

Doch die Bürger in den Stadtteilen machen über die Ortsbeiräte Vorschläge und damit Druck, mehr Baumstandorte auszuweisen. So hat der Ortsbeirat im Nordend im April nachgefragt, wie viele zusätzliche Baumstandorte im vergangenen Jahr geschaffen worden seien. Der Ortsbeirat für Bornheim und das Ostend hatte schon im Oktober eine Liste mit Straßen eingefordert, wo Neupflanzungen möglich seien. Die Antwort des Umweltdezernats dürfte die Bürger nicht zufrieden gestellt haben. Dort heißt es: „In Straßen, in denen bisher keine Bäume stehen, ist davon auszugehen, dass unterirdische Trassen die Anordnung von Baumstandorten sehr stark erschweren beziehungsweise Leitungsumlegungen erforderlich werden.“ Und weiter: „Teilweise werden Parkplätze weichen müssen, um Platz für Bäume zu schaffen.“

Selbst Nachpflanzungen sind keine Selbstverständlichkeit. Pflanzlöcher und damit Baumscheiben werden heute doppelt so groß angelegt wie vor zehn Jahren, damit die Wurzeln genug Raum und Luft haben und Regenwasser aufnehmen können. Jeder junge Baum braucht also mehr Platz zum Überleben und gleichzeitig kämpft das Grünflächenamt, um die großen stattlichen Altbäume zu erhalten. Und auch dafür greift das Amt ein, vergrößert Baumscheiben wie etwa am Grüneburgweg oder kürzlich in der Töngesgasse in der Innenstadt – zulasten von Parkplätzen und Fahrbahnen. „Am Ende“, sagt Zapf-Rodriguez, „müssen wir uns alle die Frage stellen: Was sind uns die Bäume wert?“

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