Israel lagert Leichen als Faustpfand – an geheimen Orten | ABC-Z

Israel hat sich im Friedensdeal von US-Präsident Donald Trump dazu verpflichtet, für jede tote israelische Geisel 15 tote Palästinenser auszuliefern. Für jeden nach Israel überstellten Sarg werden als fünfzehn Särge zu palästinensischen Familien gebracht – nicht nur in Gaza, sondern auch im Westjordanland.
Sollte die Hamas tatsächlich alle 28 verstorbenen Geiseln an Israel übergeben – noch ist nicht klar, ob sie diese Bedingung erfüllen kann –, dann muss Israel insgesamt 420 tote Palästinenser an ihre Familien übergeben.
Leichen als Faustpfand: Überbleibsel von Attentätern werden an geheimen Orten gelagert
Dass Israel tote Palästinenser als Faustpfand festhält, ist eine seit Jahrzehnten gepflegte Praxis. Viele der Selbstmordattentäter, die zu Beginn der 2000er-Jahre Busse in Tel Aviv und Jerusalem in die Luft sprengten, wurden nie bestattet. Ihre Leichname – oder das, was davon übrig ist – werden von Israel an geheimen Orten festgehalten.
Das Ziel dieser Praxis ist, Druck auf die Terrorguppen auszuüben. Israel behält die Leichen als Faustpfand, um sie bei Bedarf als Verhandlungsmasse einzusetzen. Laut UN-Schätzungen sollen sich bis zu 3000 Leichname von Palästinensern in israelischem Gewahrsam befinden. Sie werden zum Teil schon seit mehr als zwanzig Jahren in Israel festgehalten.
Mehr von Israel-Korrespondentin Maria Sterkl
Israel: Leichen als Faustpfand – Kritik von Menschenrechtsorganisationen
Menschenrechtsorganisationen in Israel üben Kritik an dieser Praxis: Die Familien der Toten warten vergeblich darauf, ihre Angehörigen in Empfang nehmen und bestatten zu können. Dass es sich zum überwiegenden Teil um Terroristen handle, ändere nichts daran, dass sie eine Bestattung verdienen, argumentieren die Menschenrechtler. Sie verweisen auf den israelischen Rechtsextremen Baruch Goldstein, der 1994 in Hebron 29 Palästinenser ermordet hat. Goldstein hat an prominenter Stelle in Hebron ein Grabmal erhalten – das bis heute vielen israelischen Rechtsextremen als Pilgerstätte dient.
Wo Israels Armee die Leichname der Palästinenser festhält, wird nicht veröffentlicht, zum Teil wurde es aber auf Umwegen bekannt. Jene Palästinenser, die schon seit Jahren festgehalten werden, sind meist auf israelischen zivilen Friedhöfen begraben, wobei die Gräber nicht gekennzeichnet sind. Der genaue Standort ist geheim – oft sogar so geheim, dass selbst Israels Behörden nicht mehr wissen, wo sich die Leichname befinden. „In Dutzenden Fällen hat der Staat Probleme, die Körper der Palästinenser zu lokalisieren“, sagt Daniel Shenhar, Jurist bei der israelischen NGO HaMoked.
Israel: Nicht alle Toten, die aufbewahrt werden, waren Terroristen
Die Leichname von jenen Palästinensern, die in israelischer Haft gestorben sind, sollen in Militärgefängnissen und im Forensischen Zentrum Abu Kabir gelagert werden.
Nicht alle Palästinenser, deren Leichname festgehalten werden, sind Terroristen. „Den Körper festzuhalten, ist nicht etwas, das von der Schwere des Delikts abhängig gemacht wird“, sagt Jurist Shenhar. Es reiche beispielsweise schon aus, dass ein Palästinenser an einer Demonstration teilnimmt und im Kugelhagel stirbt. Andere wiederum wurden in Administrationshaft genommen und sind während in Haft gestorben.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Seit dem Beginn dieses Kriegs habe Israel seine Taktik geändert, sagt Shenhar: Nun werden die Leichname aller Palästinenser, die in Haft sterben, als Faustpfand einbehalten. Das widerspricht der Genfer Konvention, die das Recht auf Menschenwürde auch auf Tote ausdehnt. Israels Höchstgericht hat die Praxis jedoch als rechtmäßig eingestuft.

















