1. FC Nürnberg in Magdeburg: Eine Woche für Genießer – Sport | ABC-Z

Irgendwas ist beim Club eigentlich immer. Entweder steckt die Mannschaft im fortwährenden Leistungstief, der Trainerstuhl wackelt, die Kasse ist bedrohlich leer oder die Fans begehren gegen die Vorstandschaft auf. Nicht selten in den letzten sechzig, siebzig Jahren fanden mehrere dieser Szenarien sogar gleichzeitig statt. Wie wohltuend mag da für die Fans des 1. FC Nürnberg diese Woche gewesen sein, in der nicht nur durch spektakuläre und vor allem lukrative Transfers die wirtschaftliche Bilanz auf Vordermann gebracht wurde. Auch fußballerisch gibt es keinen Grund zur Klage, zumal die Franken nach dem 1:0-Erfolg vor einer Woche gegen Darmstadt nun am vergangenen Samstag ihre Auswärtsmisere von vier Niederlagen in Serie spektakulär beendeten: Mit 4:3 entschieden sie das aufregende Spiel beim 1. FC Magdeburg für sich und kletterten erstmals seit neun Spieltagen wieder in die obere Tabellenhälfte der zweiten Liga.
„Es war für die Zuschauer ein spannendes Spiel. Es gab viele Umschaltaktionen, es ging rauf und runter“, sagte Nürnbergs Trainer Miroslav Klose, der maßgeblich für den Aufschwung der jungen Mannschaft mit zuletzt vier Siegen in den letzten fünf Spielen verantwortlich ist, nicht zuletzt, weil er ihr immer den Rücken stärkte und mittlerweile offensichtlich auch seine Idee vom Fußball besser vermittelt. Allerdings kann man trefflich darüber spekulieren, ob ihm nur sein klingender Name den Job rettete, als das Team im November und Dezember sechsmal in Serie sieglos blieb und bisweilen arg trostlose Darbietungen ablieferte.
Mit der damaligen Misere hatte die Leistung am Samstag in Magdeburg nichts mehr gemeinsam: Die Clubberer standen zunächst hinten gut und blieben vorne eiskalt, etwa beim frühen Führungstor durch Ondrej Karafiat, der eine Flanke von Julian Justvan per Kopf zur Führung nutzte (5.). Magdeburg kam durch Marcus Mathisen mit einem direkt verwandelten Freistoß zum Ausgleich (27.), ehe Robin Knoche per Foulelfmeter nur drei Minuten später wieder für die Franken traf. Die Gäste waren nun voll im Flow, weitere drei Minuten später bediente Rafael Lubach, der zuvor den Strafstoß zum 1:2 herausgeholt hatte, Jens Castrop, der Abschluss des künftigen Gladbachers wurde gleich von zwei Magdeburgern abgefälscht, zuletzt von Jean Hugonet – 1:3, der Halbzeitstand.
Trainer Klose wäre am Ende auch mit dem 3:3 zufrieden gewesen: „Meine Mannschaft hat aber daran geglaubt.“
Immer wütender warfen die ambitionierten Gastgeber nach der Pause alles nach vorne, Klose sagte später, seine Nürnberger hätten nun „noch mehr gegen den Ball arbeiten und noch mehr leiden“ müssen. Sie taten das stoisch und fuhren brandgefährliche Konter. Doch zwei Unaufmerksamkeiten der Franken innerhalb von sechs Minuten, als zunächst Martijn Kaars nach einem Eckball (72.) und dann der vorherige Eigentorschütze Hugonet per Linksschuss trafen (78.), holten Magdeburg zurück in die Partie. Und als der FCM drauf und dran war, das Spiel endgültig zu drehen, hatte Kloses Team die entscheidende Pointe parat: Janis Antiste, Winter-Leihspieler von Sassuolo, leitete per Hacke weiter, Justvan ließ Torwart Dominik Reimann keine Abwehrchance, das 3:4 in der vierten Minute der Nachspielzeit.
Die Nürnberger waren nach dem Spiel völlig aus dem Häuschen: „Wir haben trotz des Ausgleichs noch daran geglaubt, die Chance auf den Sieg zu bekommen“, sagte Verteidiger Knoche. Siegtorschütze Justvan fand den entscheidenden Gegenstoß „nochmal richtig schön“. Und Coach Klose bilanzierte: „Ich hätte auch das 3:3 unterschrieben. Meine Mannschaft hat aber daran geglaubt und immer wieder Konter gefahren. Die Energie war in der Mannschaft einfach zu spüren.“ Dementsprechend gelöst wirkte der sonst meist so kontrollierte frühere Torjäger: „Das macht schon Spaß, wenn man auswärts bei so einem spielstarken Gegner drei Punkte einfahren kann.“